Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie in den Pflegezentren

Mit dem Jahresbericht halten wir kurz inne und nehmen uns Zeit für die Reflexion auf das vergangene Geschäftsjahr. Was wurde erreicht, was kann noch umgesetzt werden und wo sind noch wichtige Pendenzen offen? Ich nehme vorweg, dass wir erneut auf ein sehr bewegtes und anspruchsvolles Jahr zurückblicken.
Im zweiten Jahr der Pandemie blieb der Alltag für alle Betriebsleitungen anspruchsvoll und herausfordernd. Der – oft tägliche – Blick auf die Covid-19-Fallzahlen zeigte uns, dass die Zeiten angespannt und unberechenbar bleiben würden.

Von der Covid-19-Pandemie stark betroffen

Die Alters- und Pflegeinstitutionen waren von der anhaltenden Covid-19-Pandemie erneut stark betroffen. Die Gesundheitsdirektion lieferte in oft kurzen Intervallen neue oder verschärfte Schutzmassnahmen, welche unseren Alltag mit Präventions- und Interventionsmassnahmen belegten. Diese in Form von Verfügungen eintreffenden Auflagen, teilweise begleitet von Strafandrohungen, erreichten uns üblicherweise am Freitagnachmittag mit einer Umsetzungsfrist bis zum folgenden Montag, inklusive Anpassung der internen Schutzkonzepte. Für viele Betriebsleitungen haben diese Vorschriften – neben dem schon anspruchsvollen Tagesgeschäft – zu schwierigen Situationen geführt. Die Auswirkungen auf die Betriebsabläufe liessen kaum Zeit, eine vernünftige und vorausschauende Kommunikation an die Bewohnenden und Angehörigen vorzunehmen, was mehrfach zu Irritationen, Unverständnis und aggressiven Rückmeldungen an die Betriebsleitungen führte.

Einzelne präventive Schutzmassnahmen haben zu einer sozialen Isolation der Bewohnerinnen und Bewohner geführt. In der Presse wurde die Situation mehrfach stark polarisiert mit Aussagen über Todesfälle, über hohe Ansteckungsgefahr und Sterblichkeit in den Altersheimen sowie über Bewohnerinnen und Bewohner, die isoliert und eingesperrt leben. Das Image und die Reputation von Alters- und Pflegeheimen sind seither stark angeschlagen, was zu einem deutlichen Einbruch bei der Nachfrage nach Pflegebetten führte. Fast alle Betriebe im Kanton Zürich kämpfen heute mit einer massiven Unterbelegung, welche wohl noch lange anhalten wird.

Neue, zusätzliche Dynamik

Ich hätte mir von der Presse gewünscht, dass sie die ausserordentlichen Leistungen der Mitarbeitenden in den Pflegeinstitutionen stärker gewürdigt hätte. Covid-19 bedeutete, neben den Einschränkungen für die Bewohnenden, auch immer wieder sehr hohe Zahlen von ausfallenden Mitarbeitenden. Die Aufrechterhaltung des Tagesbetriebes mit einer Vielzahl von Mitarbeitenden in Quarantäne oder sogar mit einer Covid-19-Erkrankung war sehr herausfordernd. Irritierend waren auch immer wieder die Mitteilungen des BAG, ob nun Mitarbeitende mit Symptomen arbeiten dürfen oder müssen. Es verwundert nicht, dass sich viele Pflegende aus dem Beruf zurückgezogen haben und wir heute von einem ausgetrockneten Personalmarkt betroffen sind.

Ein interessanter Schauplatz war auch die Diskussion um die Übernahme von Patientinnen und Patienten, welche frühzeitig aus den Akutspitälern in die Pflegeheime wechseln sollten, bzw. die Übernahme von frühentlassenen Patientinnen und Patienten zur Entlastung der Akutspitäler. Parallel zur Aufforderung des behördlichen Krisenstabes an die Gemeinden, Turnhallen für die Betreuung von Patientinnen und Patienten umzurüsten, wurden die Pflegezentren mit der oben erwähnten Auflage konfrontiert. Wir haben unseren Partnern in der Akutsomatik unseren Willen und die Bereitschaft bekundet, leere Abteilungen oder Betten zur Verfügung zu stellen. Nach unserer Auffassung handelte es sich jedoch um «Patientinnen und Patienten der Akutsomatik» und nicht um Bewohnende der Langzeitpflege oder der Akut- und Übergangspflege.

Wie kann die Finanzierung sichergestellt werden?

Deshalb hat das Netzwerk die Gesundheitsdirektion um eine Verfügung für eine spezielle, höhere finanzielle Abgeltung für diese besondere und herausfordernde Aufgabe angefragt. Die Gesundheitsdirektion verwies auf die Tarife der Langzeitpflege und auf die Finanzierungspflicht durch die Gemeinden. Aus diesem Grunde haben die Institutionen der Langzeitpflege ihre Bereitschaft zurückgezogen.

Dieser Aspekt lässt mich zu den Aufgaben und Themen des Netzwerkes im Jahr 2021 übergehen. Ein Hauptthema war das Projekt Spezialisierte Versorgung/Finanzierung. Mit Dr. Alphons Beat Schnyder, Meta-Cultura Zürich, hat sich eine Arbeitsgruppe mit Zeitmessungen und Abstimmen von Kostenrechnungen beschäftigt und eine Studie erarbeitet, wie die spezialisierte Versorgung, die Psychogeriatrie, die Palliative Care, die Akut- und Übergangspflege sowie allenfalls die Demenzbetreuung korrekt tariflich abgebildet werden können.

Grosser Dank

Zum Schluss möchte ich meinen Dank an die Mitglieder des Netzwerkes für ihr engagiertes Mitdenken und an die Geschäftsführung des VZK für die Unterstützung in unseren Projekten sowie auch für die Vernetzung mit den Direktorinnen und Direktoren in der Akutsomatik aussprechen. Dies ist ja letztlich auch der Zweck unserer gemeinsamen Bestrebungen, die Versorgungskette zu garantieren.

Markus Sprenger

CEO, Gesundheitszentrum Dielsdorf und Vorsitzender Netzwerk Zürcher Pflegezentren (NZP) VZK